Lebenswege: DDR und Deutsche Einheit im Fokus
Der Vortrag beleuchtete lebensgeschichtliche Erfahrungen in der Endphase der DDR, der Deutschen Einheit und der Transformationsphase. Besonders wurde die Diskrepanz zwischen privaten Familienerinnerungen und dem öffentlichen Geschichtsbild thematisiert. Das Forschungsprojekt „Familienerinnerung“ (2019 bis 2023) stand im Mittelpunkt.
Dr. Poutrus führte dafür Interviews mit drei Generationen von Familien, die die Wendezeit bewusst erlebten. Das Projekt untersuchte, wie Familien die SED-Diktatur und die Transformationsphase nach 1989/90 wahrnahmen. Laut Thüringen Monitor gibt es ein positives Urteil über das Alltagsleben in der DDR, gestützt auf Familien- und Freundeskreis. Gleichzeitig bewerten viele die politische Ordnung des SED-Staates negativ.
In einem ersten Schritt fragte das Projekt nach heutigen Geschichtsbildern in den Familien und deren generationellen Unterschieden. Die Erinnerungen von 15 Thüringer Mehrgenerationenfamilien, welche die Wendezeit bewusst miterlebt haben, wurden analysiert. Das Projekt erforschte, wie Familienüberlieferungen sich zu öffentlicher Erinnerungskultur und Geschichtswissenschaft verhalten.
In einem zweiten Schritt verglich das Projekt die erzählten Familiennarrative mit schriftlichen Quellen aus dem Thüringer Landesarchiv. Es entstand ein multiperspektivischer Blick auf die DDR-Vergangenheit und deren Bedeutung für die Gegenwart.
Abschließend präsentierte der Vortrag Überlegungen zur Beziehung zwischen privatem Erinnern und öffentlichem Gedenken und regte eine Diskussion der rund 30 Besucher an.
Die nächste Veranstaltung findet am 18. September statt und behandelt Antisemitismus. Alle Interessierten sind eingeladen, an den kostenfreien Veranstaltungen teilzunehmen.
Weitere Informationen: www.praesenzstelle-spremberg.de/wissenschaftsjahr