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„Das wird unsere Freiheit sein!“ Der DDR-Volksaufstand vom Juni 1953

Zweiter Vortrag im Spreekino Spremberg setzt Veranstaltungsreihe der BTU-Präsenzstelle und der Stadt Spremberg/Grodk fort

© BTU

Am 6. Juni 2024 fand im Spreekino in Spremberg der zweite Vortrag einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe der BTU-Präsenzstelle des Landes Brandenburg und der Stadt Spremberg/Grodk statt. Diese Veranstaltungsreihe ist Teil des Wissenschaftsjahres 2024, das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) unter dem Motto „Freiheit“ gefördert wird.

Der Vortrag beleuchtete die dramatischen Ereignisse des Volksaufstands im Juni 1953, als das SED-Regime am Rande des Zusammenbruchs stand. Mehr als eine Million Menschen forderten überall in der DDR das Ende der Diktatur; nur das Eingreifen sowjetischer Truppen verhinderte einen erfolgreichen Umsturz. Der Vortrag widmete sich den Hintergründen dieses massiven Aufbegehrens und stellte dabei zentrale Fragen: Warum protestierten so viele Menschen? Wer beteiligte sich? Was erhofften sich die Aufständischen und warum scheiterten sie? Besonders im Fokus standen die oft übersehenen, aber bedeutenden Beiträge der Kleinstädte und ländlich geprägten Regionen.

Ein weiterer Aspekt des Vortrags war die heutige Bedeutung des Volksaufstands für die Erinnerungskultur. Wie kann dieses historische Ereignis dazu beitragen, unsere Begriffe von Diktatur, Protest und Freiheit zu schärfen?

Neue Perspektiven von Dr. Jens Schöne

Dr. Jens Schöne brachte eine neue Perspektive in die Diskussion ein. Traditionell wird der Aufstand vom 17. Juni 1953 oft als spontane Reaktion auf die politischen und wirtschaftlichen Missstände in der DDR dargestellt. Die allgemeine Meinung ist, dass der Volksaufstand plötzlich und eher unvorhergesehen ausbrach und Berlin das Epizentrum der Unruhen war.

Dieser Darstellung stellte Dr. Schöne seine Auffassung entgegen: In seinem Vortrag erläuterte er, dass der Entschluss zum Aufstand und die Organisation desselben in der damaligen Zeit nicht flächendeckend spontan von einem auf den anderen Tag realisierbar gewesen sein konnten. Seiner Ansicht nach begann alles bereits Tage zuvor in Kleinstädten und ländlich geprägten Regionen und fand dann seinen Höhepunkt in Berlin. Diese Sichtweise legt nahe, dass es nach der Enteignung der Bauern und der Zwangskollektivierung sowie weiterer Entscheidungen wie der Normerhöhung für die Arbeiter wachsende Unzufriedenheit gab, die sich zu einem landesweiten Protest ausweitete.

Mit diesem Blick auf die historischen Ereignisse von 1953  schaffte es  Jens Schöne, das Publikum in eine spannende und  bereichernde Diskussion zu ziehen. Dabei wurde deutlich, dass diese Erkenntnisse für viele Zuhörerinnen und Zuhörer neu waren und es wurde  angeregt diskutiert, so dass die traditionellen Narrative hinterfragt und die komplexen Dynamiken des Aufstands neu bewertet wurden.

Fortsetzung der Veranstaltungsreihe

Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2024 wird die Stadt Spremberg in Zusammenarbeit mit der Präsenzstelle des Landes Brandenburg weitere Veranstaltungen zum Thema „Freiheit“ anbieten. Die nächste Veranstaltung findet am Mittwoch, den 10. Juli statt und beschäftigt sich mit biografischen Erzählungen zur untergehenden DDR, der Deutschen Einheit und der anschließenden Transformation. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an diesen kostenfreien Veranstaltungen teilzunehmen.

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie unter: www.praesenzstelle-spremberg.de/wissenschaftsjahr.

Das Video des Vortrags können Sie sich unter folgendem Link ansehen:

https://www.youtube.com/watch?v=usxx1RjbyUI